Der Caritasverband hat in den bestehenden Jahrzehnten vielfältig gewirkt. Natürlich verändert sich die Gesellschaft und damit auch die Bedürfnisse von Menschen. Doch über die Epochen hinweg ist eines gleichgeblieben: Die Nächstenliebe von Menschen gegenüber den Schwächeren und hilfsbedürftigen Menschen. Die inhaltliche Ausrichtung des Verbandes ist nach 100-jähriger Tätigkeit heute noch genau so aktuell wie vor 100 Jahren. Nur die Schwerpunkte haben sich durch verschiedene Ereignisse oder Krisen immer wieder verändert.
Aktuell und bereits seit über einem Jahr beschäftigt uns die Corona-Krise deren Auswirkungen nach heutigem Stand nur zu erahnen sind und vermutlich in Gänze erst in den nächsten Monaten sichtbar werden wird.
Vor 100 Jahren gab es andere Probleme. Die Geschichte führt uns direkt in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg: die Not ist groß, der Krieg hatte starke Spuren hinterlassen. Bereits 1918 beginnt die Gründungszeit des Caritasverbandes Saarbrücken: Die Gründungsinitiative geht von dem damaligen Stadtdechanten, Prälat Alois Echelmeyer und den Josef-Schwestern in Trier aus. Hierbei entsteht aus einer Initiative von Gläubigen ein haltbares, dauerhaftes System, welches sich nicht nur auf Materielles beschränkt, sondern ganz gezielt auch die Beratung und die Begleitung von Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Die offizielle Geburtsstunde des Verbandes findet allerdings erst am 01. Mai 1921 mit der Eintragung in das Vereinsregister statt. Weitere Krisen folgen: Die Inflation von 1923 zerstört die Ersparnisse und die Alterssicherung vieler Senioren. Materielle Hilfen sind das Gebot der Stunde. Die Caritas verteilt Nahrungsmittel, Bekleidung, Wäsche, Heizmaterial und bietet Mittagstische und Kinderspeisungen an.
Im weiteren Verlauf hat die Caritas unter dem Nationalsozialismus zu leiden, die Arbeit ist deutlich erschwert, wird kontrolliert und überwacht, finanzielle Mittel fehlen. Trotzdem bleibt das Wirken der Caritas deutschlandweit erhalten.
Mit dem Ende der Schreckenszeit 1945 nimmt sich der Caritasverband Saarbrücken den vielfältigen Nöten an: Zurückflutende Bürger benötigen Obdach, Lebensmittel sind knapp und schwierig zu bekommen, die Infrastruktur ist noch völlig zerstört, Strom und Wasser sind nicht vorhanden. Unter dem amtierenden Caritasdirektor Carl Schmidt wird die Gewinnung von Ehrenamtlichen forciert und es wird hierdurch deutlich sichtbar, dass die Bereitschaft zu helfen und zu geben groß ist.
Ein besonderes Augenmerk bekommt in der Folge die Hilfe für Familien und Migranten. 1956 kommen die ersten Gastarbeiter*innen aus Italien im Saarland an. Die Italienische Katholische Mission wird gegründet, um den italienischen Landsleuten mit ihren originären Problemen im seelsorgerischen, wie sozialen Dienst zu helfen. Zeitgleich kommen auch viele deutschstämmige Aussiedler*innen aus Osteuropa ins Saarland. Sie werden im Lager Lebach aufgenommen und von dort werden diverse Hilfsformate für die Neuzugewanderten geschaffen.
Die zwei Caritasdirektoren Carl Schmidt (1939-1954) und Werner Mühlenbrock (1936-1939) vor dem Gebäude der Caritas in der Ursulinenstraße |
In den 60-er Jahren beginnt die Arbeit mit Suchtkranken, Hilfs-und Beratungsangebote werden nach Einführung des BSHG erweitert. So wird die Sozialberatung in ihrem Angebot differenzierter und berät u.a. zum Kindergeldgesetz.
In den 70-Jahren gibt es viele Neugründungen: Der Migrationsdienst nimmt seine Tätigkeit auf sowie die Sozialstation Püttlingen-Riegelsberg. En wertvoller Beitrag für die Hilfe vor Ort wird durch die Gründung der Gemeinwesenarbeit auf der Folsterhöhe und in Völklingen-Wehrden geleistet. Die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige Saarbrücken (PSB) startet ebenso. Auch haben immer Gesetzesänderungen Einfluss auf die Arbeit und das Angebot. So erweitert der Caritasverband Saarbrücken sein Angebot um die Stiftung "Mutter und Kind- Schutz des ungeborenen Lebens" nach Inkrafttreten eines neues Gesetzes 1984.Im Zuge der Jahre wird die Gemeinwesenarbeit gestärkt und weiter ausgebaut, und Obdachlose finden ein neues Heim im Bruder-Konrad-Haus Anfang der 80-iger Jahre. Das Caritas-Beratungs-Zentrum in Völklingen bietet ab 1982 vielschichte Beratungsangebote unter einem Dach an. Des Weiteren wird mit der Gründung der Arbeitsstelle für Integrationshilfe ermöglicht, dass Kinder mit erhöhtem Förderbedarf in Regelkindergärten betreut werden können.
Die 90-er sind geprägt von Neuerungen und Neustrukturierungen: Die Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken mbH (cts) wird 1992 als gemeinnützige Gesellschaft durch den Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung e.V. gegründet. Im Jahr 1993 werden erste Einrichtungen des Caritasverbandes an die cts übertragen, die in den letzten Jahren aufgebaut worden waren.
Auch die Stelle für Schuldner-und Insolvenzberatung bekommt einen weiteren Handlungsspielraum durch das neu eingeführte Insolvenzrecht 1999. Zu Beginn des neuen Jahrtausends - 2001- wird die Trägergesellschaft Kirchliche Sozialstationen im Stadtverband Saarbrücken (TKS) gegründet. Sie ist eine gemeinnützige Gesellschaft des Caritasverbandes Saarbrücken und des Diakonischen Werkes. Caritas und Diakonie leisten in ökumenischer Verbundenheit kranken und pflegebedürftigen Menschen einfühlsame und vom christlichen Menschenbild getragene Hilfe.
Auch rücken Familienangebote stärker in den Fokus. So startet 2009 der Familienpflegedienst, die Mobile Alltagshilfe und das Haushaltsorganisationstraining. Der jüngste Gemeinwesenstandort entsteht 2009 mit der GWA Völklingen- Innenstadt und dem Kinderhaus Völklingen. Außerdem wird die Landesfachstelle Glücksspielsucht Saarland aus der PSB (Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige Saarbrücken) heraus gegründet.
Die jüngsten Entwicklungen des Flüchtlingsstroms zwischen 2013 und 2016 führen zu einer Verstärkung des Migrationsdienstes und der Hilfsformate. Darüber hinaus wird die Caritas - Akademie für Gesundheitsberufe Saar gGmbH am 01. Januar 2018 zur 100%ige Tochtergesellschaft des Caritasverbandes Saarbrücken (ehemals AltenhilfeQualifikationsZentrum).
Das Wirken der letzten 100 Jahre ist bis heute zu sehen.
Der Caritasverband hat sich politischen, sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen gestellt, um für Menschen da zu sein, sie in einem schwierigen Lebensabschnitt zu begleiten und ihnen Kraft und Hoffnung zu spenden.
Der Caritasverband weist auf Probleme hin und verweist auf Missstände um Menschen aus ihrer Not zu befreien. Es geht um das "Sichtbarmachen" der Not, und um das Handeln. Das Handeln basiert auf christlichen Werten. Das Jubiläumsjahr des Caritasverbandes Saarbrücken ist ganz anders ausgefallen als ursprünglich geplant, denn feiern war bisher nicht möglich.
Eine Feier war ursprünglich am 08. Mai 2021 geplant gewesen. Aufgrund des Pandemiegeschehens musste diese Feier schweren Herzens abgesagt werden auch wenn die Entscheidung hierfür richtig und gut war im Hinblick auf die Gesundheit aller. Aber der Festakt soll trotzdem nicht ganz in Vergessenheit geraten: Deswegen wurden einzelne Szenen aus dem geplanten Festgottesdienst gefilmt, darunter Ansprachen, Fürbitten, musikalische Akzente und kunstvoll gestaltete Stühle. Diese Stühle hatten und haben einen besonderen symbolischen Wert, denn jeder der insgesamt 20 Stühle wurde durch einen Standort oder Dienst gefertigt und spiegelt das Projekt bzw. die Arbeit vor Ort wider. Zugleich soll der Stuhl auch ein Zeichen dafür sein, wie der Caritasverband "Raum" bietet um anzukommen. Jeder Stuhl steht somit für Menschen und Geschichten.
Beispiele einiger gestalteten Stühle: Aus Migrationsdienst, ElKiMi und Freiwiliiger Ganztagsschule |
Diese Veranstaltung sollte eigentlich auch ein Moment sein um Danke zu sagen.
Deswegen möchte der Caritasverband über diesem Wege einen besonderen Dank an die Menschen schicken, die ihn so tatkräftig über die Jahre hinweg unterstützt haben. "Der Caritasverband bekommt viel Unterstützung durch Verwaltung und Politik und kann dank wertvoller Kooperationen mit Unternehmen spezielle Projekte anbieten", so Caritasdirektor Michael Groß. Auch hebt er die Hilfsbereitschaft vieler Privatpersonen hervor, die durch Engagement im Ehrenamt oder durch Spenden ein enorm wichtiger Baustein sind. Ihnen allen gilt ein ganz besonderer Dank.
Ohne diesen gemeinschaftlichen Zusammenhalt aller Mitwirkenden in der Gemeinschaft hätte der Caritasverband Saarbrücken nicht so viele Menschen erreichen können.
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