Drogenprobleme machen nicht an Grenzen halt
Engagement für Drogenabhängige in Deutschland und Israel
Saarbrücken: Der Leiter der Drogenhilfe in Jerusalem Herr Charlie Jaabi Khaleel Jabaji, , Besuchte den Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung e. V. zu einem Informations- und Erfahrungsaustausch mit den Mitarbeitern der Caritas.
Wenn man an Jerusalem denkt, wird man nicht zuerst an Drogenproblematik denken. Vielmehr kommen einem Bilder von Krieg und Gewalt in den Sinn. Doch die Realität ist anders, macht der Direktor des Drogenberatungszentrum in Jerusalem bei seinem Besuch der Saarbrücker Caritas deutlich. Aufgrund der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herrscht in der Altstadt von Jerusalem sowie in den angrenzenden Stadtteilen eine hohe Arbeitslosigkeit. Diese führt in vielen Fällen zu sozialen Spannungen und zum Verfall der Familien. Jugendliche leiden unter Frustration und Hoffnungslosigkeit. Die ausweglose Situation der jungen Menschen in dieser Stadt sowie die endlose Instabilität des Landes lässt vor allem junge Männer zu Drogen greifen. Alleine in Ostjerusalem schätzt man die Zahl der Drogenabhängigen auf ca. 30.000 ein. Besonders beunruhigend dabei ist, dass das Einstiegsalter der durchweg männlichen Konsumenten immer mehr sinkt und jetzt bei etwa 12 Jahren liegt.
Den anwesenden Kolleginnen und Kollegen aus der Suchtberatung wurde schnell klar, dass sich das Phänomen „Droge“ in Palästina deutlich von dem in Europa unterscheidet. Frauen kommen so gut wie gar nicht in der Drogenszene vor. Sie zählen mit ca. 2 % zu einer Minderheit. Auch führt der Drogenkonsum in Palästina nicht zwangsläufig zum Ausstieg aus der Gesellschaft, berichtet Herr Jabaji. Drogensüchtige leben her in aller Regel in der Familie und versuchen zumindest dem Anschein nach ein normales Leben aufrechtzuerhalten. Dies bewahrt sie vor dem völligen Absturz und reduziert die Beschaffungskriminalität. Für ihre Familien stellen sie aber hier wie dort eine sehr große psychische und finanzielle Belastung dar.
Ein breit gefächertes integriertes Angebot wie es in Deutschland üblich ist, bestehend aus Aufklärung, Beratung und Rehabilitation unter Einbeziehung der Familien ist in Palästina bislang eine Ausnahme. Die Behandlungsangebote für Drogenabhängige in Palästina bestehen praktisch nur aus den in privaten Praxen und Kliniken durchgeführten Entgiftungen, an die sich kurze Beobachtungs- und Betreuungsphasen anschließen können berichtete Herr Jabaji.
Die Caritas in Jerusalem unterhält seit 1999 ein Beratungszentrum in der Altstadt von Jerusalem und beschäftigt dort zurzeit 12 Mitarbeiter. Unter dem Leitgedanken „Vorbeugen ist besser als Rehabilitation“ versuchen die Mitarbeiter der Caritas hier vor allem Kinder und Jugendliche über die Wirkungsweise von Drogen zu informieren und Präventionsmaßnahmen durchzuführen.
Die Mitarbeiter des Saarbrücker Caritasverbandes waren sehr beeindruckt von der Vorstellung der Projekte in Ostjerusalem und Caritasdirektor Johannes Simon betonte, dass der Saarbrücker Caritasverband auch weiterhin bereit ist, das Projekt der Caritas International zu fördern und zu unterstützen.
Beeindruckt war Herr Jabaji von der Fülle der Angebote für suchtgefährdete Menschen in Deutschland und über die vernetzten Strukturen sowie den guten Austausch der Mitarbeiter und ihre differenzierten Angebote. Er hofft, dass er die guten Ansätze, die er hier kennen gelernt hat, auch eines Tages in seinem Land umsetzen kann und auch in Ostjerusalem eine Arbeit möglich sein wird, wo alle Hand in Hand an dem Drogenproblem arbeiten und Lösungen und Therapieansätze realisieren können, die die Situation der Menschen erheblich zu verbessern hilft.