Immer mehr Spielsüchtige suchen nach einer Beratung im Saarland
Saarbrücken, 16.08.12
Die Landesfachstelle hat eine Auswertung der psychosozialen Betreuung von Glücksspielsüchtigen im Saarland durchgeführt. Es wurden sowohl Daten aus einer eigenen Erhebung als auch Daten des Instituts für Therapieforschung in München im Rahmen der Suchthilfestatistik 2011 für Deutschland hierfür herangezogen.
Demzufolge suchen immer mehr Menschen wegen einer Spielsucht eine Suchtberatungsstelle auf. Im Saarland waren dies im vergangenen Jahr fast 300 Betroffene. Dies waren 13% mehr als im Jahr 2010.
Inzwischen machen Spielsüchtige im Durchschnitt 6% der Ratsuchenden in Suchtberatungsstellen aus.
„Vor 10 Jahren waren es gerade mal 2%“, berichtet Hartmut Görgen von der Landesfachstelle Glücksspielsucht des Saarlandes.
„Pathologisches Glücksspielen rangiert seit 2010 erstmalig hinter Alkohol, Opioiden und Cannabis auf Platz vier der problematischsten Süchte in Deutschland, wenn man die Fallzahl der betreuten Patienten als Kriterium heranzieht,“ so Görgen.
Die saarländischen Suchtfachstellen brauchen mehr Unterstützung, damit sie die Hilfesuchenden adäquat beraten können. Eine solche Beratungsmöglichkeit ist derzeit in den meisten Landkreisen nicht in erforderlichem Maße vorhanden und sollte deshalb vor Ort aus den erheblich gestiegenen Erträgen der Vergnügungssteuer mitfinanziert werden.
Wir müssen mehr für die Risikogruppen tun sagt Görgen: „fast 1000 minderjährige Jugendliche haben in den letzten 12 Monaten an Geldspielautomaten in Kneipen, Bistros, Backshops, Imbissen und Spielhallen gespielt, obwohl dies verboten ist.
Auch die wachsenden Teilnahmezahlen von 18 – 21 jährigen an Geldspielautomaten, bei Live-Wetten in Wettbüros oder im Internet sieht Görgen mit Besorgnis.
Auch für diese jungen Erwachsenen muss man aktiv die richtigen Präventionsmaßnahmen vornehmen.
Alleine mit Informationsflyern in Spielstätten und Telefonischen Beratungsnummern an den Automaten erzielt man in den meisten Fällen nicht den gewünschten Effekt.
Obwohl die Gesetzesinitiativen der Länder zur Eindämmung der Spielsucht sehr zu begrüßen sind, liegt die Lösung des Kernproblemes nicht in den neuen Spielhallengesetzen. So fordert die Landesfachstelle einen vollständigen Abbau der Geldspielautomaten aus Gastronomien.
Ferner müssen die Geldspielautomaten in ihrem Suchtpotenzial entschärft werden. So müssen die Gewinn- und Verlustmöglichkeiten erheblich reduziert, die Laufzeit der Spiele der Geldspielautomaten erhöht werden, so dass diese wieder zu Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeiten werden, was sie einmal waren.
Die Landesfachstelle initiiert und koordiniert im Saarland Präventionsmaßnahmen, Beratung und Hilfen rund um das Thema Glücksspielsucht und berät die Landesregierung bei der Bekämpfung der Glücksspielsucht.
Sie besteht seit September 2009 und wird aus Mitteln des Landes aus den Glücksspielerträgen im Saarland und der Klassenlotterie nach dem Glücksspielstaatsvertrag finanziert.
Hartmut Görgen
Leiter der Landesfachstelle