Die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle des Caritasverbandes für Saarbrücken und Umgebung e.V. hatte für Montag, den 26. Oktober 20 zu einem besonderen Termin an einem besonderen Ort eingeladen: in der Saarbrücker Eli.ja-Kirche las der abhängigkeitskranke evangelische Pastor Volker Halfmann aus seinem Buch "Mein goldener Sprung in der Schüssel".
Autorenlesungen haben in der PSB mittlerweile schon eine kleine Tradition. Seit einigen Jahren laden wir Schriftsteller*innen, die entweder als Betroffene oder als Angehörige in das Thema Abhängigkeit involviert sind, zu einer öffentlichen Lesung ein. Dies geschieht in der Regel, wie auch dieses Mal, in Kooperation mit der Selbsthilfeorganisation "Jederman", die im Haus der Caritas ein alkohol- und spielautomatenfreies Café auf Ehrenamtsbasis betreibt.
In diesem Jahr konnten wir Herrn Halfmann, der im Main-Spessart-Kreis als Pastor und Suchtberater arbeitet, für eine Lesung gewinnen.
Aufgrund der Corona-Pandemie waren unsere Planungen stark eingeschränkt. So mussten wir die Teilnehmerzahl auf 25 Personen begrenzen und dazu einen möglichst großen Veranstaltungsort finden. Die Jugendkirche Eli.ja erwies sich als perfekt geeignet, zum einen aufgrund der räumlichen Nähe, zum anderen aufgrund der Größe. Der Jugendpfarrer Christian Heinz unterstützte uns dazu bei der Organisation tatkräftig.
Doch nun zum Inhaltlichen:
Die 25 Zuhörer*innen erfuhren in seiner Lesung zunächst Grundlegendes zum Thema Abhängigkeit, bevor Herr Halfmann begann, sehr eindrücklich aus seiner eigenen Suchtbiografie zu berichten. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund und schilderte auch die schwierigsten und unangenehmsten Momente schonungslos. Den Zuhörern wurde deutlich, dass eine Abhängigkeit nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern auf dem Hintergrund von eigenen Begrenzungen, überzogenen Erwartungen und den zahlreichen Brüchen im Leben.
Es dauerte lange, bis der Autor Hilfe suchte und Schritte heraus aus Krankheit und Abhängigkeit ging. Volker Halfmann nahm seine Zuhörer mit zu seinen Erfolgen und Rückfällen, hinein in sein Denken und Handeln. Und in seine Familie, denn er ging natürlich nicht solo durch seine Krisen. Immer wieder wurde seine Dankbarkeit gegenüber seiner Frau Claudia, die zu ihm stand und steht, sich aber immer klar positionierte und sich nie abhängig von ihm machte, deutlich.
Herrn Halfmann war es ebenso ein Anliegen darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, sich in psychischen Krisen Unterstützung zu holen. In seinem Fall waren dies eine Fachklinik, eine ambulante Psychotherapie und seine Selbsthilfegruppe. Noch heute besucht er eine feste Gruppe und gibt seine Kenntnisse und Erfahrungen gleichzeitig als Suchtberater beim Blauen Kreuz, einer Selbsthilfeorganisation, weiter.
Die Zuhörer*innen nutzten am Ende der Veranstaltung die Gelegenheit, Herrn Halfmann noch einige Fragen zu stellen. Es war für alle eine beeindruckende und berührende Lesung - sicherlich mit Langzeitwirkung.