Haushalt und Kindererziehung sind kein einfaches Alltagsgeschäft. Denn keineswegs macht sich das "bisschen Haushalt" von allein, wie es ein Schlager der 70-iger Jahre besang. In manchen Familien ist der Alltag aus den Fugen geraten. Grundlegende Fähigkeiten, wie Kochen, Haushaltsplanung, Umgang mit dem Haushaltsgeld, Wäsche waschen oder sonstige Fähigkeiten, sind verloren gegangen.
Für Familien und Alleinerziehende gibt es deshalb Unterstützung durch die HOT-Trainerinnen des Caritasverbandes.
Sechs Caritasmitarbeiterinnen der Familienpflege aus Bitburg, Saarbrücken und Emelshausen haben diese Ausbildung in den letzten beiden Jahren absolviert und mit einem Abschlusskolloquium beim Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung Erfolgreich bestanden.
"Haushaltsorganisation ist ein Thema, das zunehmend wichtiger ist und gesellschaftlich immer gefragter wird" sagte Jutta Anton Wachall, die Abteilungsleiterin der Familienunterstützenden Dienste im Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung. "Aus unserer Erfahrung in der Familienpflege hat sich der Bedarf zum Haushalts-Organisations-Training in den letzten Jahren immer stärker abgezeichnet und deshalb haben wir uns zu der Fortbildung unserer Mitarbeiter in diesem Bereich entschlossen".
Wäscheberge in den Kinderzimmern, Essensreste unter der Couch, stapelweise schmutziges Geschirr in der Küche - und zwischendrin drei Kinder, die seit Wochen nicht mehr richtig gebadet haben, die nur unregelmäßig ihre Hausaufgaben erledigen oder ohne Schulbrot den Unterricht besuchen. Dies waren nur einige Beispiele, wie sie die HOT-Trainerinnen in ihrer Ausbildung erlebt haben.
Die Eltern sind mit der Situation zu Hause überfordert, bekommen den Alltag längst nicht mehr geregelt. Ein soziales Netz von Freunden, Verwandten, Großeltern existiert nicht oder nur lückenhaft und je schwieriger die Situation wird, umso mehr ziehen sich die Familien zurück und geraten in die soziale Isolation; so beschreiben die HOT Mitarbeiterinnen die Situation.
Die Ursachen für die drohende Verwahrlosung sind von Fall zu Fall verschieden. Sie reichen von der Trennung der Eltern, über Erkrankungen, Arbeitslosigkeit bis zu schweren Depressionen oder Suchproblemen. Eine drohende Armut spielt in den meisten Fällen ebenfalls eine Rolle.
Unsere Betreuung ist intensiv. Zusammen mit den Eltern müssen wir Strukturen in den Alltag bringen, wir räumen zusammen mit ihnen auf, organisieren Arztbesuche, waschen, kochen, füllen notwendige Anträge aus, versuchen einen Haushaltsplan aufzustellen, schauen, wie man mit dem vorhandenen Haushaltsgeld auskommen kann und vieles mehr, beschreiben die HOT- Mitarbeiterinnen ihre Einsätze. "Hilfe zur Selbsthilfe" ist das Ziel im HOT.
Unser Ziel ist es, die Familien so zu unterstützen, dass sie selbst ihren Haushalt ohne unsere Unterstützung wieder in den Griff bekommen. Doch bis dahin ist es für alle Familien ein langer Weg, den sie aber nicht alleine gehen müssen.
Das Haushalts-Organisations-Training, das der Caritasverband heute anbietet, richtet sich vor allem an Familien in Notsituationen, die unter starker Belastung stehen und denen das klassische Wissen um die Haushaltsführung verloren gegangen ist. Das ist auch die Kunst, die die HOT-Trainerinnen beherrschen müssen. "Wir können den Menschen, die wir unterstützen, nicht unsere eigene Haushaltsführung überstülpen und ihnen sagen, was uns wichtig ist", sagt die HOT-Ausbilderin Martina Feulner.
Im HOT geht es darum zusammen mit den Familien ziel- und lösungsorientierte Ansätze zu finden und an den Ressourcen, die die Familien mitbringen, anzusetzen, also an Alltagssituationen und darauf aufbauend langsam Veränderungen herbeizuführen. Dazu gehört, dass die Praxis und der Alltag der Familien immer wieder reflektiert und gemeinsam an Veränderungen gearbeitet wird.
Die 6 HOT-Trainerinnen haben in den letzten Monaten in verschiedenen Einsätzen mitgearbeitet und Erfahrungen gemacht. Über diese Erfahrungen und die Wege und Schritte, die sie dabei mit den Familien gegangen sind, haben sie in ihrem Schlusskolloquium berichtet.
Der Saarbrücker Caritasdirektor Michael Groß freute sich dann auch zusammen mit Elisabeth Knaubert vom Deutschen Caritasverband Freiburg und Frau Helga Weber von der INVIA Akademie, die Abschlusszertifikate an die Kursteilnehmerinnen zu überreichen.
Weitere Informationen zu HOT gibt es beim Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung unter der Telefonnummer: 0681/ 30 90 60 oder im Internet unter
www.caritas-saarbruecken.de